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Schweißtechnische Verarbeitung von Rohr für molchbare Rohrleitungen -
Teil 1 (Einführung)

Was haben Molche in Edelstahlrohrleitungen zu suchen?

Nein, es handelt sich bei diesen Molchen nicht um amphibische Tiere, die zur Ordnung "Schwanzlurche" zählen. Beim Einsatz von Molchen in Rohren sind dies spezielle Körper oder Geräte für die Reinigung bzw. Inspektion der Leitungen. Daher wird zwischen Reinigungs- und Inspektionsmolchen unterschieden.

Ein Rohrleitungsmolch ist prinzipiell ein rotationssymmetrischer, taillierter Körper, welcher sich in der Rohrleitung mit dem Produktstrom mitbewegt oder von einem anderen Medium (Wasser, Druckluft, Stickstoff) durch die Leitung hindurchgepresst wird. Inspektionsmolche für Öl- und Gaspipelines können mit moderner Messtechnik und Geräten zur zerstörungsfreien Prüfung ausgerüstet sein, die z. B. eventuelle Risse detektieren oder Daten zum Korrosionszustand liefern. Aber auch andere Industriezweige setzen verstärkt Molchtechnik ein. Dabei macht man sich zunutze, dass ein per Treibmedium bewegter Molch ein Produkt/Medium vor sich herschieben und dieses aus der Rohrleitung herausfördern kann. Dies können z. B. sein: Laugen, Öle, gelöste Harze, Farben, Pasten oder Klärschlamm - aber auch Pulver oder Granulat.

Das Molchen von Rohrleitungen hat sowohl wirtschaftliche als auch umweltpolitische Bedeutung. Verschiedene Produkte können in ein und derselben Rohrleitung transportiert, wertvolle Produkte mit hoher Viskosität können nahezu rückstandsfrei aus den Rohrleitungen gedrückt werden. Dabei können Vermischungen unterschiedlicher Produkte und Chargen vermieden, Produktausbeuten erhöht, Reinigungsaufwand durch Spülen und damit Abwassermengen minimiert werden.

Molchbare Rohre, z. B. für die Lebensmittelherstellung, die chemische sowie die Pharma- und Kosmetikindustrie werden aus speziellem Rohrleitungsmaterial aus nichtrostenden Stählen hergestellt. Dabei sind die Qualitätsanforderungen an das Rohrleitungsmaterial sehr hoch: minimale Toleranzen beim Innendurchmesser, glatte Innenwandung und geglättete Längsschweißnähte sowie die Einhaltung einer Mindest-Sicherheitswanddicke. Die Arbeit an einer entsprechenden Produktnorm, der DIN 2430, begann 1998 bei der H. Butting GmbH & Co. KG in Knesebeck, einem namhaften deutschen Rohrhersteller.

Dass auch die Qualitätsanforderungen bei der Verarbeitung dieses Rohrleitungsmaterials, also beim Bau molchbarer Rohrleitungen sehr hoch sind, kann ein Team der IMOSI GmbH nun aus Erfahrung bestätigen. Ende 2023 erhielt IMOSI einen Auftrag über die Vorfertigung von molchbaren Rohrleitungen von der Firma G.A. Kiesel GmbH, Heilbronn, der vorfristig noch vor Beginn der Weihnachtszeit abgearbeitet werden konnte. Verarbeitet wurden dabei etwa 450 Meter Rohr, 58 Rohrbögen und 282 Flansche der Dimension 114,3 mm (Außendurchmesser) x 3,6 mm Wandstärke aus dem Werkstoff 1.4404 / AISI 316L. Am Ende standen 312 Orbitalschweißnähte zu Buche, welche mit geschlossenen Orbitalschweißköpfen und ohne Zusatzmaterial hergestellt wurden. Von allen Schweißnahtwurzeln wurden per Videoskop Videoaufnahmen angefertigt.

In kommenden Newsletter-Ausgaben werden Sie erfahren können, wie die ersten Schritte der IMOSI GmbH auf dem für die Firma neuen Betätigungsfeld "Molchbare Rohrleitungen" aussahen. Weiterhin werden die Qualitätsanforderungen in Bezug auf Rohrleitungsmaterial und Schweißverbindungen näher erläutert und es wird beschrieben, mit welchen schweißtechnischen Herausforderungen sich die Mitarbeiter der IMOSI GmbH konfrontiert sahen.